Das Institut für Komparatistik an der Universität Innsbruck, an dem ich von 1984-1990 studierte, war damals geprägt von seinem Gründer und Leiter Prof. Zoran Konstantinovic (Belgrad, 1920-2007) und seinen Ansätzen der Phänomenologie. Das noch junge Institut war zugleich eine Plattform für interdisziplinäre und politische Zugänge zum Kultur- und Literaturbetrieb.
Mein Forschungsaufenhalt in Mexiko zu Beginn der 1990er Jahre im Rahmen des Doktoratsstudiums hat mich politisch und kulturell neu sozialisiert. Nicht nur, weil Lyrik in Mexiko einen so hohen Stellenwert hat. Die politische Dimension von Kultur(arbeit), wie sie Stuart Hall beschreibt, konnte ich in Mexiko besser sehen lernen, als es mir in Österreich und Eropa gelungen wäre. Es war der Beginn meiner andauernden Auseinandersetzung mit Postkolonialismus und der Triade Kultur-Macht-Identität im europäischen und internationalen Kontext.
Die Mit- und Aufbauarbeit (1992 bis 2002) am Internationalen Film Festival Innsbruck (IFFI) mit seiner geopolitischen und postkolonialen Ausrichtung war mein Einstieg in die Praxis des Kulturbetriebs. Mein Essay „Korrektiver Blickwechsel“ (2018, in: Dätsch, Christiane: Kulturelle Übersetzer, transcript) handelt von den postkolonialen Einflüsse des IFFI und versteht sich als Beitrag zur Theorienbildung spezialisierter Filmfestivals.
Eine neue Art des professionellen Kulturbetriebs lernte ich in meiner Zeit (2002-2009) bei der Viennale – Vienna International Film Festival kennen. Die Aufgaben und Projekte in der Programmabteilung ermöglichten z.B. einen ungewöhnlichen Blick auf Filmgeschichte, seine Institutionen und Funktionsweisen. In einem geradezu kriminalistischen Recherchervorgang wurden etwa verschollen geglaubte 16mm-Negative von ROUTINE PLEASURES des Nouvelle-Vague-Mitbegründers Jean-Pierre Gorin gefunden, in Zusammenarbeit mit der Cinématèque Francaise und Criterion konnte eine neue Kopie gezogen werden und der Film wurde wieder zugänglich. In der Auseinandersetzung mit den Selektionsweisen von Filmfestivals im Allgemeinen und der Viennale im Besonderen, kuratierten meine Kollegin Katja Wiederspahn und ich 2008 die Reihe „Best Off: Viennale Revisited“, bei der wir eine Auswahl an Filmen präsentierten, die vom künstlerischern Leiter Hans Hurch (RIP) abgelehnt worden waren, uns jedoch als relevant erschienen ( PDF Special Programs_Revisited).
„Das kleine Format verlangt Würde und Konzentration. Das große hingegen verführt zu Pathos und dramatischer Raumführung“, so schrieb Heinrich Steinfest. Die interdisziplinäre Veranstaltungsreihe Videodrom film & lecture 1-10 (2005-2009) im ORF Tirol kulturhaus war meine Verneigung vor der Schönheit und dem Potenzial des kleinen Formats, hier = low budget.
2007 begann ich als externe Lektorin für Kulturmanagement an der FH Kufstein im Studiengang Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement zu unterrichten, seit März 2010 bin ich dort hauptberuflich Professorin für Kulturmanagement, Kulturwissenschaft und Cultural Studies. Die theoretische Fundierung von Kulturarbeit und die Frage danach, welche Relevanz Kulturbetrieben zukommen, bilden die Matrix bei Lehre und Forschung. Neben Journal- und Buchbeiträgen publizierte ich seither die Bücher „Kulturveranstaltung Festival“ und „Kulturtourismus in Tirol“ (gemeinsam mit Klaus Seltenheit), beide im transcript Verlag Bielefeld.
Von 2009 bis 2011 war ich Vorstandsmitglied der TKI – Tiroler Kulturiniative / IG Kultur Tirol, der 1989 gegründeten Interessensvertretung der Kulturinitiativen, und von 2013 bis 2018 Vorstandsmitglied des Fachverbandes Kulturmanagement, dem bislang einzigen deutschsprachigen Zusammenschluss akademisch lehrender und forschender KulturmanagerInnen. Seit 2016 bin ich Beiratsmitglied der Filmfestivalfördervergabe der Stadt Wien.